Am Rallyetag selbst geht es oft früh raus, für Fahrer und Beifahrer mit gebündelter Konzentration zur Besichtigung der bis dahin meistens streng geheim gehaltenen Strecken. Das wird mit einem „normalen“ Fahrzeug in normalem Tempo erledigt. Eine absolute Hochachtung für die Fähigkeiten der Fahrer hier zu entscheiden, wie und in welchem Tempo man das hier notieren lässt um es später vorgelesen zu bekommen, wenn es im Rennboliden auf Zeit zu bewältigen wird.
Die Servicecrew richtet derzeit im Service alles her, ein letztes Mal das Auto checken:
eventuell nochmal Reifen wechseln, Luft prüfen, einmal drüber putzen, vor allem liebevoll streicheln und auch die Ansage an die kleinen Mitpassagiere in Form der Schutzengel wird niemals vergessen ...
einen kleinen Imbiss für Fahrer und Beifahrer richten und sich dann ganz still in einer Ecke verkrümeln, wenn die beiden ihren Schrieb nochmal kontrollieren.
Gespannte Atmosphäre und höchste Konzentration, hier muss alles passen, denn der kleinste Fehler kann fatale Auswirkungen und im schlimmsten Fall einen Abflug zur Folge haben.
Danach geht’s für die zwei ab in die Schutzkleidung, liebevoller Schulterklopfer, schnell noch ein paar Anweisungen vom Teamchef an die Schrauber für die Pause, Auto zur Startposition bringen, hier noch ein paar lockere Gespräche, dumme Sprüche und viele wundervolle Momente mit anderen Teams und den oben genannten der Rallyefamilie haben - vor dem Start herrscht überall eine unbeschreibliche aufgeregte, spannende Atmosphäre, das muss man einfach erleben und ist so kaum in lesbare Worte zu fassen.
Jeder hat vor dem Start so seine Rituale und eines der wichtigsten ist zumindest für viele eine innige und feste Umarmung bevor die Crew sich die Helme überstülpt und sich im Auto verzurrt.
Ein letzter Blick in die Augen beim Start und dann geht es auf Zeitenjagd.
Die beiden im Auto gehen hochkonzentriert und voller Präzision ihrem Job nach und versuchen das beste Ergebnis auf der Strecke herauszuholen.
Hier ist absolutes, blindes und vollstes Vertrauen die Disziplin der Stunde. Ohne das geht nichts... der Fahrer fährt ja quasi „blind“ auf Zuruf seines Co und passt Geschwindigkeit und Kurvenradien, die er oftmals vorher nicht sehen kann, nur auf Grund dieser Ansagen an - schaut euch Onboards an und ihr könnt einen Hauch dieser wahnsinnigen Herausforderung spüren...
Das Team kann nun auch stückweise ein wenig vom Flair an der Strecke genießen und ihre Lieben dort bewundern. Manche ziehen auch die Ruhe im nun leeren Fahrerlager vor und haben die Gelegenheit sich mit anderen zurück geblieben kurz auszutauschen oder gehen einfach nur für sich ein wenig den Gedanken nach.
Manch Einer liebt diese Momente der Stille mit einem Hauch von Benzinduft in der Luft, dem Brummen der Stromaggregate und im günstigsten Falle der Chance mit geschlossenen Augen ein wenig Sonne zum auftanken und inne halten inmitten eines trubeligen Rallyetages zu genießen.
Ein wenig fährt natürlich auch immer die Sorge mit, wir alle wissen, dass unser Sport auch Risiken birgt und es nicht immer selbstverständlich ist, die geliebten Menschen oder Freunde abends wieder in die Arme schließen zu können.
Diese Gedanken sollte man wirklich nur am Rande haben - unser Alltag birgt täglich sicher weitaus größere Risiken und es ist niemals selbstverständlich sich wieder zu sehen...dennoch, ein wenig Dankbarkeit und Demut für jeden glücklichen Moment darf man immer haben.
Kurz vor der Pause ist das alles Geschichte und es kommt wieder Leben in unsere Motorhomes, die Fahrer und Beifahrer kommen kurz zum sammeln rein, bekommen einen schnellen Imbiss, etwas zur Erfrischung und oder auch ein paar Streicheleinheiten.
Sie berichten, was unterwegs los war. Natürlich werden Zeiten gecheckt - man will ja wissen, wo man steht...
Bei den größeren Rallyes darf das Auto ebenfalls kurz „frisch“ gemacht werden, bei kleineren nicht. Dort muss es komplett durchhalten ohne eingreifen von außen.
Nach der Pause ist es wie beim Start: Umarmung, einsteigen, einmal ansehen, Startschuss, Foto und weiter geht’s...
Rallye, das heißt am Ende im Ziel oft Emotionen pur.... die Crew im Auto bekommt das nicht so mit, was auch völlig ok ist, denn die beiden sind mit ihren Job völlig ausgelastet und sollen sich einfach auf „gut vorlesen, konzentriertes umsetzen, schnell fahren...“ konzentrieren und alles andere ausblenden.
Die im Ziel hibbeln vor sich hin... der eine mehr, der andere weniger.
Manchmal heißt Rallye im strömenden Regen im Ziel warten, jede Sekunde auf die Uhr schauen und zittern, dass auf die letzten Metern nicht doch noch ein Anruf kommt und irgend etwas nicht stimmt.
Rallye heißt manchmal das Umfeld bekloppt machen, weil man die Spannung kaum noch aushält und Rallye heißt am Ende auch über alle Ohren strahlen, wenn die Teams, die am Herzen liegen rein kommen, aber vor allem, wenn DEIN Team die Ziellinie überquert.
Die Dankbarkeit, die geliebten Menschen, die Freunde, die was auch immer wieder in die Arme zu nehmen, zu begrüßen völlig unabhängig vom Ergebnis ist eines der schönsten und besten Gefühle auf der Welt.
Die Emotionen wenn es später eine gute Platzierung oder gar ein Sieg ist sind unfassbar.
Umarmungen der im Job oft hartgesottenen Männer, stolze Väter, glückliche Schrauber die oft auch die besten Freunde sind, erwachsende Männer jetzt mit der Leichtigkeit kleiner Jungs, strahlende Gesichter wohin man schaut, lachen, manchmal übermütiges Singen oder auch mal ein Tanz aller Teambeteiligten.
Das ist Leben, das ist Liebe und das ist etwas, was man mit keinem Geld der Welt kaufen kann - es ist ECHT...
vielleicht ist das nicht Rallye, es gehört dennoch dazu und wird dadurch geweckt - und das ist MEGA.
Die Freude der Mitstreiter... auf einmal sind alle keine Konkurrenten mehr sondern einfach nur das was im Leben am wichtigsten ist:
nämlich MENSCHEN oder sogar Freunde, die einfach Freude teilen.